Meinungen
und Rezensionen
(zu Toni Geiser)
Benjamin Bögli, Weltwoche
"Der Autor schildert eine jugendliche Liebesgeschichte, die sich irgendwo zwischen Stadt und Land abspielt. Gleichzeitig beschwört er dabei geschickt eine Sehnsucht herauf, die in vielen von uns hin und wieder aufkeimt: die Idee vom Leben in einer Waldhütte, fernab vom Trubel des geschäftigen Alltags. Doch auch das Unterholz birgt Unwägbares.
Schweingruber ist relativ neu in der Schweizer Literaturszene, «Toni Geiser» ist sein zweiter Roman. Der frühere Sportjournalist erzählt abwechselnd in kernigen und sanften Sätzen – ein Schreibstil, bei dem man am Ball bleibt."
Martina Läubli,
NZZ am Sonntag:
"Dieser schmale Roman ist eine Wundertüte. Der Zürcher Autor Alan Schweingruber war der Leserin bisher nicht bekannt, und auch der Buchtitel ist eher nichtssagend. Doch «Die normale Geschichte des Toni Geiser» packt von der ersten Seite an. Es geht um eine Liebe in zwei Anläufen und einen Mann, der in einer Waldhütte lebt. Um Eltern und Kinder und die Folgen unbedachter Handlungen. Sie alle verbindet ein Geheimnis, das erst am Schluss gelüftet wird. Im Ton klingt Peter Stamm an, aber Alan Schweingruber erzählt lebenspraller und liebevoller."
"Unspektakulär und psychologisch glaubwürdig beschreibt Alan Schweingruber die Annäherung und langsame Heilung zweier vom Schicksal Gezeichneter, deren Geschick, wie sich im Laufe des Buches in überraschenden Wendungen herausstellt, eng miteinander verknüpft ist. Sehr empfehlenswert."
Monika Roth über "Simona"
Österreichisches Bibliothekswerk
»Es ist schwer das Buch aus der Hand zu legen. Bewundernswert ist die Tatsache, dass Schweingruber eine derart psychologisch fundierte Geschichte über eine Frau gelingt.»
Yvonne Aregger
Solothurner Zeitung
Affären am Anschlag: Interview mit buchjahr.ch
»Schweingruber macht das ohne Peinlichkeiten und ohne literarischen Schmus, in klaren, bildstarken Sätzen. Dabei erzählt er raffiniert, fächert die Handlungsstränge auf und bringt dann alles wieder zusammen. Es ist kein Roman über eine unbeschwerte Sommerliebe, sondern mehr eine psychologische Beweisführung dafür, dass gewisse Menschen ganz einfach aufeinandertreffen müssen.»
Wolfgang Bortlik
20 Minuten über "Simona"
"Eine Frau als Hauptperson war eine Herausforderung": Interview mit persönlich.ch
Frühere Rezensionen (2018)
- Larissa Siebicke, Marx & Co, Frankfurt:
»Diese innere Haltlosigkeit der Figuren, ihre Unfähigkeit, Erinnerungen und Schuld hinter sich zu lassen, werden vom Autor eindringlich, aber gänzlich unemotional beschrieben. Der kühle Grundton, der sich durch das ganz Buch zieht, verweist auf die Universalität der Geschehnisse. Jeder Mensch trifft Entscheidungen, kleine und große, und die allermeisten davon müssen wir im Nachhinein weder rechtfertigen noch hinterfragen. Andere hingegen haben erschütternde Folgen für ein ganzes Leben.»
- Senta Wagner, Hotlist-Blog:
»Achtsam und ohne Schwere entfaltet Alan Schweingruber Schicksale und Versäumnisse seiner Figuren petit à petit. Dass Selbsterkenntnis und Neuanfänge möglich sind, davon erzählt der bezaubernde Roman auf eine weiche, anteilnehmende Weise mit einem goût Lavendel und Côte d’Azur.«
- Hansruedi Kugler, St. Galler Tagblatt / Luzerner Zeitung:
»Ein bemerkenswert dichter Debütroman mit erfrischend leichtem Ton, filmisch erzählt: Bildhaft und szenisch, mit schnellen Schnitten, die Zeit und Ort, Realität und Traum collageartig verweben. Man fühlt sich immer wieder angenehm an Romane von Philippe Dijan erinnert.«
- Barbara Kumpitsch, Tyrolia Innsbruck:
»Einnehmend und behutsam bringt Alan Schweingruber die Einzelheiten zusammen, die Simona mit Antoine verbindet. Dieser Debütroman hat mich stark an Tanja Paars "Die Unversehrten" erinnert. Manchmal erschaffen Autoren eine Welt, der man sich nicht mehr entziehen kann!«
- Mirjam Vogel, Mayersche Düsseldorf:
»Die Sprache hat mir sehr gut gefallen und auch die Art der Erzählung, die den Leser erst im Laufe der Zeit all die Details von Simonas Flucht erfahren lässt. Auch hat mir gefallen, dass ich so oft überrascht wurde.«
Die Bücher des Frühjahrs
(Magazin "Persönlich")
Was kann man in der Freizeit machen ausser netflixen? Wir zeigen die 15 ungewöhnlichsten Schweizer Bücher des Frühjahrs und haben deren Autorinnen und Autoren nach den Beweggründen gefragt, diese zu schreiben. Darunter sind auch einige Journalisten.
Alan Schweingruber
«Das Zimmer», Telegramme
Am 14. Mai 2020 meldete ich mich am Empfang der Klinik. Ich war nervös, viel nervöser als vor der ersten Knieoperation mit 18. Vor der Vollnarkose besänftigte mich die Anästhesistin mit den Worten: «Wohin möchten Sie reisen? Entscheiden Sie sich für einen schönen Ort, es wird funktionieren.» Wirklich? Ich wünschte mir Nizza. Dann Sardinien. Dann änderte ich meinen Wunsch in letzter Sekunde und holte meine umtriebigen Jugendtage aus den Achtzigern zurück. Eine Stunde später erwachte ich in einem kalten Raum mit fahlem Licht, ich erinnerte mich an nichts. Erst im Zimmer blitzten die Bilder auf, es waren Bilder aus meinen Jugendtagen. Ich sah mich mit dem Sony-Walkman im Krankenhausbett liegen, in der Hand eine Kassettenhülle von Kim Wilde. Ich erinnerte mich an die schöne Krankenschwester, die mir und meinem Zimmergenossen jeden Morgen den Puls gemessen und uns im Nu den Kopf verdreht hatte. Wir genasen Bett an Bett als Rivalen. Als eifersüchtige Männer, die sich provozierten und beobachteten und den eigenen Eroberungsgelüsten ausgeliefert waren. Es war lächerlich und tragisch zugleich. Aber den Plot finde ich 30 Jahre danach grossartig, und ich musste ihn zu Literatur machen.